Wer nach Wien reist, kommt an der prächtigen Ringstraße kaum vorbei. Mitten unter den historischen Monumentalbauten sticht besonders das Parlament hervor. Ich habe das Parlament im Rahmen einer kostenlosen Führung besucht und das Herzstück der österreichischen Demokratie von innen entdeckt. Ich nehme dich jetzt mit auf eine Führung durch das Parlament in Wien.
Das Parlamentsgebäude in Wien
Ein bedeutender Ort der Demokratie
Das Wiener Parlament ist nicht nur der Ort, an dem politische Entscheidungen für Österreich getroffen werden. Es ist auch ein Symbol für die demokratischen Werte des Landes. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1883 ist es Sitz des Nationalrats und des Bundesrats.
Der Nationalrat ist das wichtigste Parlament Österreichs und wird direkt vom Volk gewählt. Er beschließt die meisten Gesetze, kontrolliert die Regierung und repräsentiert die österreichische Bevölkerung.
Der Bundesrat ist die zweite Kammer des Parlaments. Seine Mitglieder werden nicht direkt gewählt, sondern von den Landtagen der neun Bundesländer entsandt. Der Bundesrat vertritt somit die Interessen der Bundesländer und kann bei der Gesetzgebung mitwirken, allerdings meist nur beratend oder verzögernd.

Architektur: Antike als Vorbild
Entworfen wurde das Parlamentsgebäude vom dänisch-österreichischen Architekten Theophil Hansen. Es wurde zwischen 1874 und 1883 errichtet. Der Entwurf ist angelehnt an die antike griechische Architektur, was ein bewusster Verweis auf die Ursprünge der Demokratie ist. Charakteristisch sind die prachtvolle Säulenhalle, der imposante Giebel und zahlreiche Skulpturen, allen voran die weltbekannte Pallas-Athene-Statue vor dem Haupteingang. Die Architektur verbindet bewusst Repräsentation mit politischer Botschaft.

Geschichte des Hauses
Nach dem Ende der Monarchie 1918 wurde das Gebäude zum zentralen Ort der Ersten Republik. Die Nationalversammlung trat hier zusammen. Später folgten entscheidende Phasen der Zweiten Republik.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Parlament schwere Schäden durch Bombenangriffe. Die wichtigsten Wiederaufbauarbeiten wurden bis 1956 abgeschlossen. Viele originale Elemente konnten dabei rekonstruiert oder ersetzt werden.
Generalsanierung und Wiedereröffnung 2023
Mehr als 130 Jahre nach seiner Eröffnung wurde deutlich: Das Gebäude war technisch und funktional überholt. Daher beschloss das Parlament 2014 eine umfassende Generalsanierung, die von 2017 bis Anfang 2023 dauerte. Ziel war es, das historische Erscheinungsbild zu bewahren und gleichzeitig moderne Technik und Barrierefreiheit zu integrieren. Im Jänner 2023 wurde das Parlament wiedereröffnet.

Mein Besuch im Parlament in Wien
Schon beim Betreten der großen Stufen und des Vorplatzes fühlt man sich fast wie in einer anderen Zeit. Die prächtige Fassade, die mächtigen Statuen und der Blick auf die Ringstraße machen das Gebäude zu einem architektonischen Highlight.
Als Besucherin betrittst du das Parlamentsgebäude nicht über die historische Haupttreppe, sondern über das moderne Besucherzentrum im Untergeschoß. Der Eingang befindet sich diskret hinter der Pallas-Athene-Statue.
Demokratie zum Anfassen: Das Demokratikum im Parlament
Im Parlamentsgebäude findest du die interaktive Ausstellung Demokratikum. Hier wird auf anschauliche Weise vermittelt, wie Demokratie in Österreich funktioniert: Von der Entstehung der Verfassung über die Arbeit der Abgeordneten bis zu deinen Möglichkeiten, mitzuwirken.
Das Demokratikum bietet Videos, Medientische, Spiele und Quizze – ein spannender Mix, der Politik lebendig macht. Für mich besonders schön: Persönliche Interviews mit Politiker:innen geben einen Blick hinter die Kulissen. Ideal für alle, die Politik und Geschichte erleben statt nur nachlesen wollen.
Die Führung durchs Parlament
Die kostenlosen Führungen geben einen umfassenden Einblick in die Geschichte, den Alltag und die wichtigsten Räume des Parlaments.
Nach der Sicherheitskontrolle meldest du dich im Besucherzentrum an. Dort wird dir mitgeteilt, wo der Treffpunkt für deine Führung ist. Außerdem kannst du dir Kopfhörer holen.
Wir wurden von einer Mitarbeiterin durch die prunkvollen Hallen, Sitzungs- und Repräsentationsräume geführt.
Wir haben folgendes gesehen:
- Die geschichtsträchtige Säulenhalle
- Den historische Sitzungssaal im Stil eines antiken Theaters
- Den (neue) Plenarsaal des Nationalrats mit beeindruckendem Glasdach
- Den Bundesratssaal
Für mich waren der historische Sitzungssaal und die Säulenhalle ein echtes Highlight. Der historische Sitzungssaal wird heute nur mehr für besondere Anlässe verwendet, was ich sehr schade finde. Besonders beeindruckend ist die monumentale Säulenhalle, die einen Hauch von antikem Tempel vermittelt. Leider konnten wir sie nicht betreten, da an diesem Tag eine Veranstaltung stattfand. Wir durften aber zumindest einen Blick hineinwerfen und ein paar Fotos machen.

Für Erheiterung haben bei vielen Besuchern die modernen Kunstwerke gesorgt. Seit einigen Jahren ist es Pflicht, auch moderne Kunst in öffentlichen Gebäuden auszustellen. Ich gestehe, dass ich mit den meisten modernen Kunstwerken auch nicht viel anfangen kann.
Die Führung hat 55 Minuten gedauert.

Foto-Tipps für das Parlament in Wien
Allgemeines zum Fotografieren
- Das Fotografieren ist erlaubt, Videoaufnahmen sind hingegen verboten.
- Beachte, dass manche Bereiche nur eingeschränkt zugänglich sind.
- Nimm beim Fotografieren Rücksicht auf andere Besucherinnen und Besucher.
- Es ist während der Führung nicht allzu viel Zeit zum Fotografieren. Bereite deine Kamera schon mit geladenen Akkus und einer vollen Speicherkarte vor.

Beste Motive im und am Parlamentsgebäude
- Innen:
- Die mächtige Säulenhalle mit den imposanten Marmorsäulen eignet sich hervorragend für Architekturaufnahmen.
- Der historische Sitzungssaal und der neue Plenarsaal mit Glasdach bieten eindrucksvolle Blickwinkel.
- Details wie vergoldete Geländer, Skulpturen und das Kuppellicht sind ebenfalls schöne Fotomotive. Du musst allerdings schnell sein. Viel Zeit zum Überlegen hast du nicht.
- Außen:
- Das prachtvolle Portal, die berühmte Pallas-Athene-Statue und die Fassadendetails lohnen sich für Außenaufnahmen.

Gestaltungstipps & Bildaufbau
- Nutze Linien! Gebogene Sitzreihen, Geländer, Rampen und Treppen leiten das Auge im Bild und erzeugen Dynamik. Schatten und Lichtverläufe entlang dieser Linien sorgen zusätzlich für räumliche Tiefe.
- Nutze Symmetrie! Platziere zentrale Motive wie das Rednerpult und den Bundesadler mittig im Bild, um Ruhe und Autorität zu erzeugen.
- Experimentiere mit Perspektiven, zum Beispiel mit der Froschperspektive, um Säulen und Fassaden noch imposanter wirken zu lassen.
- Balanciere massive Bauteile mit leeren Flächen, um Ruhe und Ordnung in deinen Fotos zu erzeugen.
- Experimentiere mit erhöhten und diagonalen Kamerapositionen, um Dimension und Offenheit des Saals einzufangen.
- Nutze den Vordergrund aktiv! Leere Plätze im Vordergrund vermitteln Weite und laden dazu ein, die Größe des Raumes zu betonen.
- Menschen im Bild zeigen Größenverhältnisse und sorgen für authentisches Storytelling.

Welches Equipment ist empfehlenswert?
Für die Innenräume ist ein Weitwinkel-Objektiv empfehlenswert. Für Außenaufnahmen kommst du gut mit einem “Immerdrauf”-Objektiv, das die Brennweiten 20 bis 100 mm abdeckt, durch.
Welches Equipment habe ich verwendet?
Ich habe mein Weitwinkel-Objektiv mit einer Brennweite von 10 bis 22 mm verwendet.

Wann war ich im Parlament in Wien?
Ich war Mitte Juli 2025 dort.
Adresse und Anreise
Dr.-Karl-Renner-Ring 3, 1017 Wien
Du kommst mit den Straßenbahnlinien 1, 2, D oder 71 (Station: Parlament), U-Bahn U2 (Station Rathaus) oder U3 (Station Volkstheater) oder zu Fuß von der Innenstadt zum Parlament. Mit dem Auto zu kommen, ist keine so gute Idee. Beachte die Kurzparkzone in Wien. Parken kannst du in der Parkgarage beim Rathaus.

Tipps für deinen Besuch des Parlaments in Wien
- Plane vor oder nach dem Besuch etwas Zeit, um das Parlament auch von außen zu erkunden.
- Für den Besuch des Parlaments brauchst du einen gültigen Lichtbildausweis. Dieser wird im Zuge einer Sicherheitskontrolle (Personen- und Gepäckkontrolle) im Eingangsbereich mittels eines temporären Scans erfasst. Sei daher mindestens 30 Minuten vor Führungsbeginn dort.
- Gegenstände, die eine Gefährdung darstellen können, werden bei der Sicherheitskontrolle abgenommen und für die Dauer des Aufenthalts sicher verwahrt. Dazu zählen auch größere Wasserflaschen.
- Größere Gepäcksstücke dürfen nicht ins Parlamentsgebäude mitgenommen werden. Aus Platzgründen können diese nicht verwahrt werden.
- Der Besuch der Bibliothek, des Besucherzentrums „Demokratikum – Erlebnis Parlament„, des Cafés Agora und des Restaurant KELSEN ist zu den Öffnungszeiten möglich.
- Der Zugang ist barrierefrei.
Tipps zu Führungen im Parlament
- Es werden Führungen zu unterschiedlichen Themen angeboten. Beispielsweise gibt es Kunstführungen und Führungen für Kinder und Familien. Für Hobby-Fotografen ist der Foto-Rundgang interessant. Hier bekommst du mehr Zeit, um die Architektur zu fotografieren. Du kommst in den historischen Sitzungssaal, die Säulenhalle und den Nationalratssitzungssaal. Der Rundgang dauert laut Website 30 Minuten und wird nur auf Englisch angeboten. Einen Foto-Rundgang werde ich definitiv einmal machen.
- Kostenlose Führungen finden regelmäßig statt, meist mehrmals pro Tag. Auch spontane Besucher können mit etwas Glück teilnehmen. Gerade an Wochenenden oder, wenn du in einer größeren Gruppe unterwegs bist, ist es besser, die Führung im Voraus zu buchen. Die Plätze pro Führung sind begrenzt. Führungen können 30 Tage im Voraus gebucht werden. Alle Infos zu Führungen erhältst du auf der Website des Parlaments.
- Wer mehr Zeit hat: Auch das benachbarte Palais Epstein kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Als Fotografin war ich natürlich besonders fasziniert vom Zusammenspiel aus Licht, Linien, Marmor und Geschichte. Aber auch abseits der Architektur lohnt sich der Besuch: Das Parlament ist ein lebendiger Ort, an dem man die Demokratie wirklich erleben kann – nicht nur anschauen, sondern verstehen.
Wer Wien besucht und ein Faible für Geschichte, Architektur oder Fotografie hat, sollte dieses Gebäude auf die Liste setzen. Ich komme definitiv nochmal für den Foto-Rundgang wieder!