Schwarz-Weiß-Fotografie ist viel mehr als nur das Weglassen von Farben. Ich habe gelernt, wie stark Licht, Kontraste und Bildaufbau ein Bild wirklich prägen. Yoshi hat dabei eine wichtige Rolle gespielt.
Ich erzähle dir von meinen größten Aha-Momenten und von kleinen Fehlern, die du vielleicht auch kennst. Und wie überrascht ich war, wie viel ich in der Bildbearbeitung noch herausholen konnte. Wenn du wissen möchtest, wie Schwarz-Weiß-Fotografie deinen fotografischen Blick verändern kann, dann komm einfach mit. Los geht’s!
Was hat mich zur Schwarz-Weiß-Fotografie gezogen?
Mich hat die Schwarz-Weiß-Fotografie angezogen, weil sie den Blick aufs Wesentliche lenkt: Licht, Formen und Stimmung. Ohne Farbe wird jedes Detail wichtiger, und genau das wollte ich bewusster sehen.
Ich habe schon letztes Jahr beim Schwarz-Weiß-Adventkalender von Nicola Lederer erste Schwarz-Weiß-Fotos gemacht. Aber wie das im Dezember so ist, war die Zeit knapp und ich habe mich nicht so viel damit beschäftigt.
Im September war ich bei ihrem Stadtfotografie-Kurs des Advanced-Programms dabei. Isabella aus meinem Team hat so tolle Schwarz-Weiß-Bilder gemacht. Ich war sofort fasziniert und wollte das auch ausprobieren. Bei einem Fotowalk habe ich auch nur in Schwarz-Weiß fotografiert und war begeistert.
Als sich im November der Advanced-Kurs um Schwarz-Weiß-Fotografie gedreht hat, wollte ich unbedingt dabei sein.
Davor habe ich meist einfach nur meine Farbfotos hinterher umgewandelt. Ich wollte unbedingt lernen, in Schwarz-Weiß zu sehen. Mit Feedback und auch aus den Fehlern der anderen lernt man noch viel mehr.
Was macht Schwarz-Weiß-Fotografie so besonders?
Schwarz-Weiß zu fotografieren bedeutet bewusst zu reduzieren. Wenn die Farbe wegfällt, lenkt nichts mehr vom Wesentlichen ab. Linien, Formen, Flächen und Licht treten in den Vordergrund. Die Bildwirkung wird klarer, ruhiger und oft auch kraftvoller.
Gleichzeitig bestimmt nicht mehr die Farbe, wohin wir zuerst schauen. Wir lenken den Blick des Betrachters viel stärker durch Licht, Schatten, Kontraste, Strukturen und Wiederholungen. Und nur wenn du weißt, was Farbe in deinem Bild macht, kannst du bewusst entscheiden, ob du Farbe brauchst.
Mein größtes Learning: Wie Licht die gesamte Stimmung bestimmt
Am Anfang war ich ziemlich überfordert. Ich hatte viele Ideen, aber ich konnte sie nicht umsetzen. Mir hat der Plan dazu gefehlt.
Dann habe ich das Schlafzimmer geputzt und Yoshi auf der Bank vor dem Fenster entdeckt. Das Sonnenlicht ist perfekt auf ihn gefallen, weich und ruhig. Der Hintergrund war mit der dunkelgrauen Decke schön reduziert. In diesem Moment hat alles gepasst. Her mit der Kamera! Sofort!
Ich habe die Kamera geholt und eine halbe Stunde nur Yoshi fotografiert. Für mich war’s perfekt. Yoshi war nicht gar so begeistert.
Auf den Fotos habe ich gesehen, wie sehr Licht die Stimmung eines Bildes trägt und beeinflusst. Seitdem versuche ich das Licht, viel bewusster einzusetzen. Ich sehe schon beim Fotografieren, ob es passt oder nicht.

Kontrast verstehen: Von flach zu kraftvoll
Kontraste geben einem Schwarz-Weiß-Bild Tiefe und Präsenz. Je klarer die Hell-Dunkelbereiche, desto stärker wirkt das Motiv.
Im Kurs war mir schnell klar, warum manche meiner Bilder vorher flach gewirkt haben. Ich habe nicht genug auf Kontraste geachtet. Beim Foto von Yoshi bekam ich im Team den Tipp, den Hintergrund abzudunkeln, damit Yoshi stärker hervortritt. Und plötzlich wurde aus einem sanften, fast flachen Bild ein kraftvolles Schwarz-Weiß-Foto.
Da habe ich verstanden, wie viel Wirkung in Kontrasten steckt. Farben können vom Wesentlichen ablenken, Kontraste führen den Blick.

Formen, Linien und Texturen: Warum sie in Schwarz-Weiß plötzlich wichtig werden
Ohne Farbe rücken grafische Elemente in den Mittelpunkt. Linien führen den Blick, Texturen erzeugen Spannung und Wiederholungen geben Halt.
Ein Bild, das ich im Kurs gemacht habe, zeigt das besonders deutlich. Es ist ein U-Bahn-Gang mit schachbrettartigem Bodenmuster und klaren Linien entlang der Wände und der Decke. Für alle Wienerinnen und für alle, die nach Wien kommen: Das ist bei der U-Bahn-Station Heiligenstadt.
In Farbe wäre das einfach ein Durchgang gewesen. In Schwarz-Weiß entfaltet es eine ganz andere Wirkung. Die Wiederholungen im Boden, die starken Linien, die Perspektive und die glatten Wandflächen treten viel deutlicher hervor. All das ergibt eine fast grafische Wirkung, die in Farbe leicht untergehen würde. Schwarz-Weiß lässt die Struktur sichtbar werden und betont genau das, was diesen Gang spannend macht.

Und auch ein einzelnes Blatt hat mich überrascht: In Schwarz-Weiß wurden die feinen Strukturen und Adern viel deutlicher sichtbar. Das weiche Licht hat das Blatt fast plastisch wirken lassen. In Farbe wäre das kaum aufgefallen.

Drei Fehler, die ich vor dem Kurs gemacht habe, und was ich heute besser mache
Bevor ich den Kurs gemacht habe, war mir gar nicht bewusst, wie viele kleine Dinge meine Fotos beeinflussen. Manche Fehler habe ich immer wieder gemacht, ohne es zu merken. Im Kurs ist mir dann klar geworden, woran es lag und wie ich es heute besser machen kann.
- Licht: Ich habe zu wenig auf Licht geachtet. Nicola predigt das ja immer wieder. Früher war ich zu sehr auf das Motiv fixiert und nicht auf das Licht. Ich habe fotografiert, wenn das Motiv da war, egal ob Mittagssonne oder trüber Nachmittag. Heute versuche ich zuerst darauf zu schauen, woher das Licht kommt und wie es die Stimmung trägt. Funktioniert aber nicht immer. Manchmal will ich halt ein Foto von dem Motiv machen.
- Reduktion: Ich habe oft zu viel ins Bild gepackt. Meine Fotos hatten früher oft das Motto: Mehr ist mehr. Ein bisschen wie mein Schrankraum: viel drin, aber passt das alles zusammen? Jetzt versuche ich bewusst zu reduzieren und mich auf das Wesentliche zu beschränken.
- Kontraste: Ich habe Kontraste unterschätzt. Viele meiner Bilder haben flach gewirkt. Heute nutze ich Licht und Schatten gezielt, um Tiefe zu erzeugen.
Die Rolle der Bildbearbeitung: Wie du aus Schwarz-Weiß noch mehr herausholst
Die Bildbearbeitung entscheidet, welche Stimmung du betonen möchtest. In Schwarz-Weiß kannst du Licht, Kontraste und Texturen bewusst herausarbeiten. Schwarz-Weiß ist nicht einfach Farbe weglassen, sondern eine bewusste Form der Gestaltung.
Beim Foto von Yoshi habe ich den Hintergrund und den Vordergrund in Affinity Photo abgedunkelt. Und plötzlich war die Stimmung tiefer, klarer und intensiver.
Ein weiteres Beispiel sind die Glaskugeln am Christkindlmarkt. Erst in Schwarz-Weiß ist diese feine Oberfläche richtig zur Geltung gekommen. Das Licht hat jede kleine Erhebung sichtbar gemacht und die Kugeln fast plastisch wirken lassen.
Beim ursprünglichen Foto wurde mir dann empfohlen, noch stärker zu reduzieren. Die vielen kleinen Details haben miteinander konkurriert. Da ist wirklich viel los, aber genau so hat das am Stand halt ausgesehen. Die wollen ja ihre Ware an die Leute bringen.
Da habe ich gelernt, wie sehr Reduktion die Wirkung von Schwarz-Weiß unterstützt.


Rechts: Da habe ich alles bis auf die drei Glaskugeln entfernt.
Was Schwarz-Weiß bei mir verändert hat
Schwarz-Weiß-Fotografie hat meinen Blick geschärft. Ich sehe Licht, Kontraste und Strukturen heute viel bewusster. Ich habe gelernt, dass Reduktion nicht weniger bedeutet, sondern mehr Fokus auf das Wesentliche. Und dass ein Bild ohne Farbe oft mehr Gefühl transportiert, weil es ruhiger, klarer und direkter wirkt.
Ich werde auf jeden Fall dranbleiben. Meine Kamera ist noch immer auf Monochrom gestellt.
Hast du Lust bekommen, selbst in Schwarz-Weiß zu fotografieren? Dann schnapp dir deine Kamera, stell sie auf Monochrom und such nach Licht und Schatten.

