Die Drittelregel ist eines der bekanntesten Bildgestaltungsmittel der Fotografie und das aus gutem Grund. Sie ist einfach anzuwenden und wirkungsvoll, um Fotos interessanter und dynamischer zu gestalten. Aber was genau ist die Drittelregel? Wie kannst du sie in deinen Fotos anwenden? Und wann ist es vielleicht sogar sinnvoll, sie bewusst zu brechen? Das erfährst du jetzt.

Was ist die Drittelregel?

Die Drittelregel ist eines der grundlegendsten und am häufigsten verwendeten Bildgestaltungsmittel in der Fotografie. Das liegt unter anderem daran, dass sie einfach anzuwenden ist. Sie hilft sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen, ihre Fotos interessanter und ausgewogener zu gestalten.

Bei der Drittelregel wird das Bild durch zwei waagerechte und zwei senkrechte Linien in neun gleich große Teile geteilt. Die wichtigsten Elemente werden an den vier Schnittpunkten der Linien oder entlang der Achsen platziert.

Bildaufbau: Die Drittelregel
So sieht der Drittelraster aus.

Die Anwendung der Drittelregel

Die Drittelregel hilft dir, Dynamik in deine Fotos zu bringen, indem du das Hauptmotiv nicht einfach in der Mitte des Bildes platzierst, sondern leicht versetzt. Unsere Augen neigen dazu, sich auf diese Schnittpunkte zu konzentrieren, wenn wir ein Bild betrachten. Wenn du dein Motiv an einem dieser Punkte platzierst, erzeugst du eine natürliche Spannung im Bild.

Praktische Tipps zur Anwendung

1. Aktiviere die Gitternetzlinien oder Gitterlinien

Die meisten Kameras und Smartphones bieten die Möglichkeit, ein Raster nach der Drittelregel auf dem Display oder im Sucher einzublenden. Aktiviere diese Funktion, um den Bildaufbau deines Fotos schon während der Aufnahme zu überprüfen. So kannst du sicherstellen, dass dein Hauptmotiv entlang der Linien oder auf einem der vier Schnittpunkte liegt.

2. Experimentiere mit der Platzierung deines Motivs

Platziere verschiedene Motive entlang der Gitterlinien oder auf den Schnittpunkten. Beginne mit klassischen Motiven wie Landschaften. Richte den Horizont an einer der waagerechten Linien aus. Versuche anschließend Porträts zu fotografieren, bei denen sich die Augen auf einem der oberen Schnittpunkte befinden. So bekommst du ein Gefühl für die Drittelregel. Übung macht den Meister.

3. Erzeuge Dynamik

Verwende die Drittelregel, um die Bewegung im Bild zu verstärken. Wenn sich ein Motiv von links nach rechts bewegt, platziere es auf der linken senkrechten Linie, so dass es Platz hat, sich zu bewegen. Das erzeugt Spannung und Dynamik. Lasse auch bei Porträts in Blickrichtung Platz im Bild.

Katta
Der Katta ist auf der rechten senkrechten Linie platziert. In seiner Blickrichtung ist Platz.

4. Schneide die Fotos in der Bildbearbeitung zu

Du kannst deine Fotos auch noch später in der Bildbearbeitung zuschneiden. In Bildbearbeitungsprogrammen wie Lightroom oder Affinity Photo kannst du dir Rasterlinien einblenden lassen. So kannst du dein Motiv nachträglich auf einen Schnittpunkt oder eine Achse legen. Besser ist es natürlich, wenn du das Bild gar nicht erst zuschneiden musst.

Die Anwendung der Drittelregel in der Praxis

1. Landschaftsfotografie

Wenn du eine weite Landschaft fotografierst, kannst du den Horizont entlang einer der beiden horizontalen Linien der Drittelregel platzieren. Dadurch wird das Bild ausgewogener und die Landschaft wirkt nicht statisch. Dieser Eindruck kann entstehen, wenn der Horizont genau in der Mitte liegt.

Ist der Himmel eher langweilig, zeige weniger davon und positioniere den Horizont auf der oberen Linie. Ist der Himmel spektakulär, zum Beispiel bei einem Sonnenuntergang, lege den Horizont auf die untere Linie.

Platziere das Hauptmotiv, zum Beispiel einen Baum oder eine Bergkette, an einem der Schnittpunkte, um den Blick des Betrachters dorthin zu lenken.

Hier ist ein Beispiel, in dem ich den Horizont unterschiedlich platziert habe:
Im ersten Bild liegt der Horizont auf der oberen Linie. Der Fokus ist auf dem Weg des Mannes und seinen Fußspuren.
Im zweiten Bild liegt der Horizont auf der unteren Linie. Der Himmel steht im Fokus.
Im dritten Bild ist der Horizont mittig platziert.
In den ersten zwei Bildern ist der Mann jeweils auf einem Schnittpunkt platziert. Beim dritten Bild ist er auf der rechten senkrechten Linie.

Jedes der Bilder hat eine andere Aussage. Keines ist wirklich richtig oder falsch. Richtig ist, was dir gefällt. Mein Lieblingsbild von den dreien ist das erste. Deshalb hab ich es auch groß gemacht. Mir gefallen die Fußspuren sehr gut und dass man sieht, woher der Mann kommt.

Drittelregel - Horizont liegt auf der oberen Linie
Der Horizont liegt auf der oberen Linie.

2. Porträtfotografie

Bei Porträts kann das Gesicht der abgebildeten Person entlang einer der senkrechten Linien positioniert werden, während sich die Augen auf einem der oberen Schnittpunkte befinden. Dies wirkt harmonisch, und der Blick des Betrachters wird automatisch zu den Augen der Person geführt. Dies gilt auch für Tierporträts.

Pfau
Das Auge des Pfaus liegt so ziemlich auf einem Schnittpunkt. In Blickrichtung des Pfaus habe ich mehr Platz gelassen als hinter ihm.

3. Architekturfotografie

Wenn du ein Gebäude oder eine Brücke fotografierst, kannst du das Hauptmotiv an einer vertikalen Linie entlang der Drittelregel ausrichten. Dies hebt das Gebäude hervor und verleiht dem Bild Tiefe und Spannung.

Erasmusbrug
Die Steher der Erasmusbrug in Rotterdam habe ich auf die linke Linie gelegt.

4. Action- und Sportfotografie

Bei der Aufnahme von Bewegung kann das Motiv entlang einer der vertikalen Linien positioniert werden. Der Rest des Bildes zeigt den Raum, in dem sich das Motiv bewegt. Dadurch entsteht ein Eindruck von Dynamik und Richtung im Bild. Beispiele sind laufende Menschen, fahrende Autos oder spielende Tiere.

Taubenschwänzchen
Das Taubenschwänzchen sitzt in etwa auf einem Schnittpunkt. In Flugrichtung ist Platz.

5. Stillleben und Produktfotografie

Um die visuelle Ausgewogenheit deines Fotos zu verbessern, platziere Produkte oder Stilllebenmotive entlang von Achsen oder auf Schnittpunkten. Zum Beispiel in der Food-Fotografie.

Vorteile und Nachteile der Drittelregel

Vorteile der Drittelregel

  1. Einfach: Die Drittelregel ist einfach zu verstehen und anzuwenden. Daher ist sie besonders für Anfänger geeignet. Sie bietet eine klare Anleitung, um den Bildaufbau zu verbessern.
  2. Dynamisch: Wenn das Hauptmotivs an den Schnittpunkten der Drittelregel platziert wird, entsteht ein ausgewogenes und gleichzeitig spannendes Bild. Der Blick des Betrachters wird auf die wichtigen Teile des Bildes gelenkt, ohne dass das Bild statisch oder langweilig wirkt.
  3. Vielseitig: Die Drittelregel lässt sich auf fast alle Arten der Fotografie anwenden, ob Landschaft, Porträt, Architektur oder Action.

Nachteile der Drittelregel

  1. Eingeschränkte Kreativität: Die Drittelregel kann vorhersehbar sein, wenn du sie zu oft anwendest. Wenn du dich immer strikt an die Drittelregel hältst, schränkt das deine Kreativität ein. Es kann dazu führen, dass alle Bilder gleich aussehen, weil sie nach dem gleichen Schema aufgenommen wurden.
  2. Nicht immer die beste Wahl: In manchen Fällen passt die Drittelregel nicht zum Motiv. Zum Beispiel kann die Regel bei symmetrischen Motiven eher hinderlich sein. Hier ist es besser, das Motiv bewusst in die Mitte zu setzen.
  3. Vernachlässigung anderer Bildgestaltungsmittel: Verlasse dich nicht nur auf die Drittelregel. Nutze auch andere bildgestalterische Mittel wie Führungslinien, Symmetrie oder Muster. Ich verwende auch sehr oft die Drittelregel und muss mich bemühen, öfter auf andere Bildgestaltungsmittel zu achten.
Liguster
Laut Google Lens ist das Liguster. Die Beeren habe ich auf der linken senkrechten Linie platziert.

Die Drittelregel bewusst brechen

Die Drittelregel ist keine starre Regel. Manchmal kann es gestalterische Vorteile bringen, sie bewusst zu brechen, besonders wenn du ein starkes Motiv betonen möchtest.

Zentrale Kompositionen

Ein klassisches Beispiel für das Brechen der Drittelregel ist das Platzieren des Hauptmotivs in der Bildmitte. Dies erzeugt eine starke visuelle Wirkung und passt besonders gut bei symmetrischen Motiven. Ein zentrales Motiv zieht sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Es kann ein Gefühl von Stabilität und Ausgewogenheit vermitteln. Dies funktioniert besonders gut bei Porträts, Makroaufnahmen oder Architektur, bei denen die Symmetrie des Motivs betont werden soll.

Minimalistische Kompositionen

Auch bei minimalistischen Bildern, bei denen nur wenige Elemente im Bild sind, kann es sinnvoll sein, die Drittelregel zu brechen. Eine zentrale Platzierung kann in solchen Fällen dazu beitragen, das Gefühl von Einsamkeit, Ruhe oder Einfachheit zu verstärken.

Ungewöhnliche Perspektiven

Manchmal kann das Experimentieren mit ungewöhnlichen Perspektiven und Bildausschnitten die Drittelregel überflüssig machen. Wenn du zum Beispiel mit extremen Nahaufnahmen oder ungewöhnlichen Winkeln arbeitest, kann es spannend sein, die Regeln zu ignorieren und einfach zu sehen, was passiert. Solche Experimente führen oft zu überraschenden Bildern.

Blick nach oben in die Baumkrone
Blick nach oben in die Baumkrone: Auch hier macht die Drittelregel keinen Sinn.

Experimentiere mit verschiedenen Bildgestaltungsmitteln

Probiere bei deinem nächsten Fotoausflug aus, das Hauptmotiv sowohl nach der Drittelregel als auch in der Mitte oder in einer anderen unkonventionellen Position zu platzieren. Oder du fotografierst so wie ich oben, den Horizont auf der oberen und der unteren Linie und in der Mitte. Vergleiche die Ergebnisse und analysiere, welcher Bildaufbau für dein Motiv am besten funktioniert. Wenn du verschiedene Ansätze ausprobierst, wirst du ein besseres Verständnis dafür entwickeln, wann es sinnvoll ist, die Regel zu befolgen, und wann es besser ist, sie zu brechen.

Frosch
Den Frosch habe ich auf der unteren Linie positioniert.

Die Drittelregel ist ein mächtiges Werkzeug in der Fotografie, das dir hilft, ausgewogene und spannende Fotos zu machen. Gerade für Anfänger ist es leicht, mit der Drittelregel interessante Bilder zu gestalten. Ich verwende sie auch sehr gerne, weil ich so einfach tolle Ergebnisse erzielen kann. Es lohnt sich, die Drittelregel auszuprobieren und zu verinnerlichen. Es kann aber genauso spannend sein, bewusst davon abzuweichen und zu sehen, welche kreativen Möglichkeiten sich daraus ergeben. Letztlich geht es darum, dass du ein Gefühl für den Bildaufbau entwickelst und weißt, wann du welche Regeln anwendest und wann nicht. Die Drittelregel ist ein nützliches Werkzeug, aber letztlich nur eine von vielen Möglichkeiten, um kreative und ansprechende Fotos zu machen.

Weitere Bildgestaltungsmittel stelle ich dir in Bildaufbau für Anfänger: Die wichtigsten Bildgestaltungsmittel für bessere Fotos vor.

Empfohlene Blogposts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner