Fotografieren um die Mittagszeit: So gelingen tolle Fotos in der Sonne

Licht ist wohl das wichtigste Thema in der Fotografie. Ohne Licht gibt es keine Fotografie. Das Licht um die Mittagszeit stellt uns jedoch vor eine Herausforderung. Die pralle Sonne kann zwar schöne Fotos mit leuchtenden Farben und hohem Kontrast ermöglichen. Oft ist sie aber auch sehr grell, wirft harte Schatten und ist nicht immer ideal zum Fotografieren. Trotzdem wollen wir oft in der Mittagssonne fotografieren. Gerade im Urlaub ist es oft nicht möglich, zu einer anderen Zeit zu fotografieren. Oft kommst du nicht mehr an den Ort zurück und möchtest trotz Hitze und Sonne ein Foto für dein Fotoalbum machen. Hier ein paar Tipps für das Fotografieren um die Mittagszeit.

Tipps zum Fotografieren um die Mittagszeit

1. Achte auf den Stand der Sonne!

Fotografiere mit dem Rücken zur Sonne. So bekommst du einen besseren Kontrast und die Farben sind nicht so ausgewaschen. Achte darauf, dass dein Schatten nicht auf dem Foto zu sehen ist, es sei denn, du möchtest es so.

Wenn es nicht möglich ist, mit dem Rücken zur Sonne zu fotografieren, achte darauf, dass du die Sonne nicht direkt mit aufs Bild nimmst, um überbelichtete Bereiche zu vermeiden. Platziere sie außerhalb des Bildes, indem du einen engen Bildausschnitt wählst, den Himmel nicht mit ins Bild nimmst oder dein Motiv vor der Sonne positionierst.

Am besten wäre es natürlich, wenn du dein Motiv zu verschiedenen Zeiten fotografieren könntest. Im Urlaub bist du aber oft nur einmal an einem Ort und dann nie wieder. In diesem Fall kannst du nur das nutzen, was dir gerade zur Verfügung steht. Mach das Beste daraus!

Hier ein Beispiel:

  1. Das erste Bild ist das unbearbeitete Foto. Hier siehst du die Sonne hinter der Franziskanerkirche. Die hellen Stellen sind ausgebrannt.
  2. Das zweite ist ein Screenshot aus meinem Bildbearbeitungsprogramm Affinity Photo. Die roten und gelben Stellen sind überbelichtet.
  3. Das dritte Bild ist mein bearbeitetes Foto. In der Bildbearbeitung konnte ich noch ein bisschen etwas rausholen, aber wo die Sonne ist, bleibt die Stelle weiß. Außerdem sind Lens flares vor der Kirche entstanden

20 Minuten später habe ich das linke Foto unten von einem anderen Standpunkt aufgenommen. Die Sonne ist in der linken oberen Ecke und nicht auf dem Foto.
Das rechte Foto ist bearbeitet in Affinity Photo. Ich habe die Schatten aufgehellt und die Lichter abgedunkelt, die Linien begradigt und das Bild zugeschnitten und geschärft.

2. Nutze den Schatten!

Schattenbereiche bieten ein angenehmes, diffuses Licht, das ideal für Porträts und Nahaufnahmen ist. Suche schattige Plätze auf, um weiches Licht ohne harte Schatten zu erhalten.

Ideal ist der Schatten, wenn er einheitlich ist und nicht durch Lichtpunkte unterbrochen wird. Gebäude werfen zum Beispiel einen solchen Schatten. Bei Bäumen musst du darauf achten, dass die Sonne nicht durch die Blätter scheint, denn das führt zu überbelichteten Stellen.

Dein Motiv sollte mit dem Gesicht zum Licht stehen. Bei Portraitaufnahmen kannst du dir mit einem großen Regenschirm selbst Schatten spenden.

Im linken Foto sind die Stellen, wo die Sonne hin scheint, viel zu hell. Das Gesicht ist zu sehr im Schatten.
Im rechten Foto ist Lenny gleichmäßig im Schatten und es ist viel einfacher, richtig zu belichten.

Beim linken Foto ist der Wasserfall halb in der Sonne, halb im Schatten. Das ist auch in der Bildbearbeitung schwierig. Die Schattenbereiche sind zu dunkel, die Sonnenbereiche zu hell.
Das rechte Foto ist viel besser, da da das Licht gleichmäßig ist.

3. Verwende einen Diffusor!

Ein Diffusor hilft, das Licht zu streuen und harte Schatten zu vermeiden, indem er das direkte Sonnenlicht weicher und gleichmäßiger verteilt wird. Dadurch entstehen weniger harte Kontraste, was besonders bei Portrait- und Nahaufnahmen von Vorteil ist. Ein Reflektor kann helfen, Schatten aufzuhellen und das Licht besser zu kontrollieren.

Wenn du keinen professionellen Diffusor zur Hand hast, kannst du auch ein einfaches weißes Tuch, ein Stück Pergamentpapier oder sogar ein dünnes Bettlaken verwenden. Diese improvisierten Diffusoren sind leicht zu transportieren und stellen eine kostengünstige Alternative dar.

Platziere den Diffusor zwischen der Sonne und deinem Motiv, um das Licht sanft zu filtern. Mit einem Reflektor kannst du dann das Licht gezielt in die Schattenbereiche lenken, um eine gleichmäßige Ausleuchtung zu erzielen. Experimentiere mit verschiedenen Positionen und Winkeln, um die besten Ergebnisse zu erzielen. So kannst du auch bei grellem Sonnenlicht harmonische und ausgewogene Fotos machen.

Ich gebe zu, dass ich meistens zu faul bin, einen Reflektor mitzunehmen und zu benutzen. Aber er kann sehr nützlich sein und ich sollte ihn auf jeden Fall öfter benutzen.

4. Fotografiere im Manuellen Modus!

Der Automatikmodus deiner Kamera kann bei strahlendem Sonnenschein schnell überfordert sein, denn das grelle Licht führt oft zu überbelichteten Fotos. Im manuellen Modus hast du die volle Kontrolle über die Belichtung und kannst die Kameraeinstellungen genau an die Lichtverhältnisse anpassen. Nimm die Belichtung selbst in die Hand!

Wenn du lernen möchtest, im manuellen Modus zu fotografieren, kann ich dir die Kurse von Nicola Lederer empfehlen. Wenn du einmal mit den manuellen Einstellungen angefangen hast und merkst, was du alles machen kannst, wirst du nicht mehr im Automatikmodus fotografieren wollen.

5. Besser unter- als überbelichten!

Überbelichte deine Fotos auf keinen Fall! Nutze die Belichtungskorrektur deiner Kamera. Normalerweise stellst du die Belichtungskorrektur auf 0. Wenn du etwas unterbelichten willst, stell sie auf – 0,5 bis – 1. Das machst du, indem du die Belichtungszeit, die Blende oder die ISO änderst.

Wenn dein Foto zu dunkel ist, kannst du es in der Bildbearbeitung leicht aufhellen. Wenn dein Foto überbelichtet, also zu hell ist, gehen die Details in den hellen Bereichen verloren. Diese hellen Stellen sind dann ohne Struktur oder Textur, also „ausgebrannt“. Das lässt sich auch in der Bildbearbeitung nicht mehr korrigieren. Verlorene Details lassen sich nicht wiederherstellen.

Am unteren Rand des Displays ist zwischen Blende und ISO die Belichtungskorrektur.

Belichtungskorrektur
Am unteren Rand des Displays ist zwischen Blende und ISO die Belichtungskorrektur.

6. Schau dir die aufgenommenen Bilder auf dem Display an und lass dir die überbelichteten Stellen anzeigen.

Viele Kameras bieten eine Funktion, bei der die überbelichteten Stellen im Bild blinken. Diese Funktion hilft dir, die problematischen Stellen schnell zu erkennen.

Du kannst dir auch das Histogramm ansehen. Das Histogramm zeigt dir, wie die Helligkeitswerte im Bild verteilt sind. So kannst du schnell erkennen, ob Stellen im Bild über- oder unterbelichtet sind. Achte darauf, dass das Histogramm nicht nach rechts ausreißt, dein Foto also nicht überbelichtet ist. Sollte dies der Fall sein, passe die Belichtungszeit, die Blende oder die ISO-Einstellung an und mache ein weiteres Foto mit den korrigierten Einstellungen. So stellst du sicher, dass keine Details in den hellen Bereichen verloren gehen.

Histogramm auf der Kamera
Das Histogramm auf der Kamera: Du siehst auf der rechten Seite Ausschläge bei den hellen Werten.

7. Fotografiere im RAW-Format!

RAW-Dateien geben dir mehr Spielraum bei der Bildbearbeitung. Du kannst Belichtung, Weißabgleich und Details leichter anpassen, um das Beste aus deinen Fotos herauszuholen. Leichte Überbelichtungen lassen sich oft noch korrigieren, so dass du verloren gegangene Details in hellen Bereichen wiederherstellen kannst.

Fotografiere im RAW-Format, wenn du die maximale Kontrolle über deine Bilder haben möchtest und bei der Bildbearbeitung das Beste aus ihnen herausholen willst.

Auch hier gilt: Wer einmal im RAW-Format fotografiert hat, wird es nicht mehr missen wollen. Ich lasse meine Kamera meine Fotos im RAW- und JPEG-Format speichern, damit ich sie schnell ansehen kann. Ich bearbeite aber alle guten Bilder und lösche dann die JPEGS.

In RAW oder JPEG: Was ist besser? erkläre ich dir den Unterschied der beiden Formate und ihre Vorteile.

8. Fotografiere in Schwarz-Weiß!

Mit Licht und harten Schatten kannst du ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Bilder gestalten. Was in der Farbfotografie oft als störend empfunden wird, ist in der Schwarz-Weiß-Fotografie ein starkes Gestaltungselement. Die harten Kontraste und tiefen Schatten lenken die Aufmerksamkeit direkt auf das Motiv und betonen Formen, Kontraste und Strukturen. Dadurch wirken die Bilder oft dramatischer und intensiver. Schatten können als gestalterisches Element eingesetzt werden, um Tiefe und Dimension in deine Fotos zu bringen.

Experimentiere mit verschiedenen Lichtwinkeln, um die Wirkung von Licht und Schatten auf dein Motiv zu erkunden. Schwarz-Weiß-Fotografie eignet sich besonders gut für Porträts, Architektur- und Landschaftsaufnahmen.

Du hast zwei Möglichkeiten:

  1. Du kannst deine RAW-Dateien in Schwarz-Weiß umwandeln. Fotos im RAW-Format können in der Bildbearbeitung in Schwarz-Weiß umgewandelt werden. Dazu brauchst du ein Bildbearbeitungsprogramm wie Affinity Photo oder Lightroom. Du kannst auch JPEGs in Schwarz-Weiß umwandeln. Dabei hast du aber viel weniger Möglichkeiten bei der Bildbearbeitung.
  2. Du kannst auch direkt in Schwarz-Weiß fotografieren. Schau in der Bedienungsanleitung deiner Kamera nach, wie du sie auf Schwarz-Weiß umstellst. Bei Canon stellst du zum Beispiel den Bildstil im Menü von automatisch auf monochrom. RAW-Dateien behalten alle Farbinformationen, so dass du später zwischen Schwarz-Weiß und Farbe wählen kannst. JPEG-Fotos sind dagegen immer schwarz-weiß.
Parlament in Wien
Das Parlament in Wien: Für Architekturaufnahmen eignet sich Schwarz-weiß sehr gut.

9. Bearbeite deine Fotos!

Mit der Bildbearbeitung kannst du gezielt überbelichtete Bereiche korrigieren und das Beste aus deinen Aufnahmen herausholen. Verwende ein Bildbearbeitungsprogramm wie Affinity Photo oder Lightroom, um Belichtung, Kontrast und Weißabgleich anzupassen. Lightroom gibt es auch als kostenlose App für Smartphones.

Reduziere die Lichter und hebe die Tiefen an, um Details in überbelichteten und schattigen Bereichen wiederherzustellen. So kannst du auch bei schwierigen Lichtverhältnissen tolle Fotos machen.

Wenn du dich mit einem Bildbearbeitungsprogramm vertraut gemacht und herausgefunden hast, was alles möglich ist, wirst du alle deine Fotos bearbeiten wollen.

Motivideen für grelles Sonnenlicht um die Mittagszeit

1. Architektur

Harte Schatten und starkes Licht können interessante Kontraste und Details an Gebäuden und Bauwerken hervorheben. Direktes Sonnenlicht betont Linien und Formen und lässt architektonische Details besonders gut zur Geltung kommen. Modernes Design, Glasfassaden und historische Gebäude wirken bei Sonnenschein oft besonders eindrucksvoll.

Mit einem ND-Filter kannst du bei Tageslicht Langzeitbelichtungen machen und Personen „verschwinden“ oder verwischen lassen.

2. Landschaften

In der Landschaftsfotografie betont das Licht die Linien in der Landschaft, wodurch Strukturen und Formen besonders hervorgehoben werden. Dies eignet sich besonders für Landschaften mit klaren, stark ausgeprägten Strukturen wie Gebirgsketten, Wüsten oder Felder.

Ein Grauverlaufsfilter kann helfen, den Himmel etwas abzudunkeln und Überstrahlungen zu vermeiden, um den Kontrast zwischen Himmel und Landschaft auszugleichen.

Mohnfeld im Mohndorf Armschlag
Mohnfeld im Mohndorf Armschlag

3. Wasserreflexionen

Das helle Licht erzeugt auf der Wasseroberfläche sehr starke Reflexionen, die interessante und oft überraschende Effekte hervorrufen können. Besonders bei klarem Himmel lassen sich an Brunnen, Pfützen oder Seen spannende Bilder erzeugen, in denen sich die Umgebung spiegelt. Diese Reflexionen können zu kreativen und abstrakten Kompositionen führen. Spiele mit Perspektive und Blickwinkel, um verschiedene Reflexionen einzufangen.

Ein Pol-Filter kann helfen, die Reflexionen zu kontrollieren und die Farben des Wassers intensiver erscheinen zu lassen.

Frosch im Gartenteich
Frosch im Gartenteich

4. Makrofotografie

Viel Licht ist in der Makrofotografie von Vorteil, um feine Details und Muster von Blumen, Pflanzen, Insekten und anderen kleinen Objekten einzufangen. Helles Licht hilft, kurze Belichtungszeiten zu verwenden und so Verwacklungen zu vermeiden. Es betont auch die Texturen und Farben der kleinen Motive, wodurch sie lebendiger und detailreicher wirken. Nutze das Licht, um winzige Details hervorzuheben, die sonst im Schatten untergehen würden.

Ein Diffusor kann helfen, hartes Licht weicher zu machen und gleichmäßig zu verteilen.

Margarithe
Margarite

5. Abstrakte Motive

Abstrakte Fotos leben von starken Kontrasten und helles Sonnenlicht betont die Textur von Oberflächen wie Sand, Kieselsteinen, Baumrinde oder Asphalt. Diese Texturen können interessante und künstlerische Nahaufnahmen ergeben.

Nutze die Schatten, um geometrische Formen und Linien zu erzeugen, die deine abstrakten Kompositionen verstärken. Experimentiere mit verschiedenen Winkeln und Perspektiven, um einzigartige und kreative Bilder zu schaffen.

6. Experimentiere mit Gegenlicht

Gegenlichtaufnahmen können sehr stimmungsvoll und atmosphärisch sein, besonders bei praller Sonne. Positioniere dein Motiv so, dass es von hinten beleuchtet wird, und experimentiere mit verschiedenen Winkeln, um unterschiedliche Effekte zu erzielen.

Gegenlicht kann schöne Silhouetten erzeugen oder das Motiv in ein weiches, goldenes Licht tauchen. Streulicht und Lichtflecken können zusätzliche interessante Effekte erzeugen und deinen Bildern eine besondere Stimmung verleihen.

Möwe im Sonnenuntergang am Gardasee
Möwe im Sonnenuntergang am Gardasee

7. Halte Ausschau nach interessanten Schatten

Die harten Schatten der prallen Sonne können interessante Muster und Strukturen erzeugen, die du kreativ für deine Kompositionen nutzen kannst. Achte auf Schatten von Blättern, Zäunen, Gittern oder anderen Objekten, die faszinierende Muster auf den Boden oder die Wände werfen. Diese Schattenmuster können deine Fotos dynamischer und spannender machen. Nutze sie, um Linien und Formen zu betonen oder um abstrakte und künstlerische Effekte zu erzielen. Experimentiere mit verschiedenen Perspektiven und Bildausschnitten, um die besten Schattenmuster zu finden und einzufangen.

Fotografieren bei praller Sonne ist herausfordernd, aber mit der richtigen Technik und ein wenig Kreativität kannst du beeindruckende Bilder machen. Nutze das harte Licht, um starke Kontraste und eindrucksvolle Details hervorzuheben, egal ob es sich um Architektur, Landschaften oder abstrakte Motive handelt. Schattige Plätze und Diffusoren können helfen, weiches Licht zu erzeugen, während der manuelle Modus und das RAW-Format dir die nötige Kontrolle über Belichtung und Bildbearbeitung geben.

Indem du die Besonderheiten des hellen Sonnenlichts bewusst nutzt, verwandelst du auch die hellsten Stunden des Tages in wertvolle Fotomomente. Lass dich von der Herausforderung inspirieren und entdecke neue Möglichkeiten, deine fotografische Kreativität auszuleben.

Empfohlene Blogposts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner