Rund um die Fotografie kursieren zahllose Mythen. Vielleicht hast du selbst im Freundeskreis Sätze wie „Das sind 48 Megapixel! Das muss ja super sein!“ gehört. Ich habe ChatGPT gefragt, welche Mythen am weitesten verbreitet sind, und stelle sie jetzt auf den Prüfstand. Sind es wirklich Mythen oder ist doch was Wahres dran? Wir finden es raus! Los geht’s!
Mythos 1: Mehr Megapixel = bessere Fotos
Megapixel begegnen einem überall: im Prospekt, auf dem Smartphone, beim Kamerakauf. Klingt nach viel, verspricht viel. Aber was steckt wirklich dahinter?
Megapixel geben an, wie viele Bildpunkte dein Sensor erfassen kann. Mehr Pixel heißen: mehr Details, mehr Spielraum beim Zuschneiden, größere Drucke. Klingt erstmal nach einem Vorteil. Aber die Qualität deines Fotos hängt von mehr ab:
- Sensorgröße: Ein großer Sensor fängt mehr Licht ein. Das sorgt für Schärfe, Dynamik und weniger Rauschen.
- Pixelgröße: Große Pixel (z. B. bei Vollformatkameras) nehmen mehr Licht auf als kleine, etwa im Smartphone.
- Objektivqualität: Ohne ein gutes Objektiv bringen auch die meisten Megapixel wenig.
Megapixel helfen dir vor allem, wenn du Details zeigen oder große Poster drucken willst. Sie garantieren aber keine besseren Fotos. Es ist wie bei Büchern: Ein dickeres Buch ist nicht automatisch ein besseres Buch.
Mythos 2: Teures Equipment macht dich zum Profi
Das höre ich immer wieder: „Du hast halt schon eine gute Kamera. Da werden die Bilder besser.“ Das stimmt aber nur teilweise. Es ist eher so, als würdest du dir für viel Geld einen Rennwagen kaufen: Wenn du nie gelernt hast, wie du fährst, landest du im Straßengraben.
Kameras und Objektive aus der oberen Preisklasse bieten mehr Spielraum und mehr Möglichkeiten wie bessere Lichtstärke, schnellere Serienaufnahmen und ein präziserer Autofokus. Aber sie machen keine guten Fotos, wenn das Wissen fehlt. Entscheidend sind: dein Blick fürs Motiv, wie du deine Bilder gestaltest und vieles mehr.
Selbst mit dem Smartphone entstehen tolle Bilder, solange Licht und Perspektive stimmen. Hochpreisige Technik verstärkt, was du kannst, sie entwickelt dich aber nicht von allein weiter. Da musst du selbst dran arbeiten.
Alles zum Thema Fotoausrüstung findest du in diesen Blogartikeln:
- Fotografieren für Anfänger: Diese Fotoausrüstung brauchst du
- Fotografieren für Anfänger: So kannst du bei der Fotoausrüstung sparen
- Meine Fotoausrüstung: Ein Blick hinter die Linse
- Mit der Kamera auf Reisen: Meine Packliste für die Fotoausrüstung
Eine teure Kamera macht dich nicht automatisch besser. Der Fotograf macht das Bild, nicht die Kamera.

Mythos 3: Offene Blende = immer bessere Porträts
Porträts mit verschwommenem Hintergrund. Ein Klassiker. Eine offene Blende (z. B. f/1.8) sorgt für ein schönes Bokeh und viel Licht.
Aber sie hat auch Nachteile. Der Schärfebereich ist oft winzig, manchmal ist nur ein Auge scharf. Ein komplett unscharfer Hintergrund kann auch manchmal langweilig wirken, vor allem, wenn die Umgebung zu deiner Geschichte dazu gehört.
Variiere! Manchmal ist ein Porträt mit f/4 oder f/5.6 spannender, weil beide Augen scharf sind und das Umfeld miterzählt. So entstehen lebendige, vielschichtige Bilder.
Mehr über das Fotografieren eines Bokehs findest du hier:
Eine offene Blende ist ein starkes Stilmittel, aber kein Allheilmittel. Die spannendsten Porträts gelingen oft mit bewusster Variation und Kontext.

Mythos 4: Hohe ISO ist grundsätzlich schlecht
Früher stimmte das. Hohe ISO sorgte für starkes Bildrauschen und matschige Details. Aber heute?
Moderne Kameras können mit ISO 1600, 3200 oder mehr umgehen und das mit erstaunlich wenig Qualitätsverlust. Schärfe durch eine ausreichend kurze Belichtungszeit ist oft wichtiger als das absolute ISO-Minimum.
Ein leicht verrauschtes Bild ist meist besser als ein wackeliges oder gar keins. Leichtes Rauschen lässt sich in der Nachbearbeitung gut entfernen, Bewegungsunschärfe kaum.
Rauschen ist heute selten ein Drama. Lieber ein lebendiges Foto mit Charakter als gar keins. Die ISO ist dein Werkzeug, nicht dein Feind!
Mythos 5: Die Drittelregel ist die heilige Kompositionsregel
Kaum jemand steigt in Fotografie ein, ohne von der Drittelregel zu hören. Ein Motiv auf einen Schnittpunkt zu platzieren, wirkt oft harmonisch und spannender, als wenn es stur in der Mitte steht. Für Anfänger ist die Drittelregel eine einfache Möglichkeit, Fotos interessanter zu gestalten. Alles über die Drittelregel erfährst du in Was ist die Drittelregel?
Spannende Bilder entstehen oft, wenn du Regeln bewusst brichst. Symmetrie, Linien, Muster, Negativraum. Bildgestaltung ist kreativ und vielfältig. Die Drittelregel passt nicht für jedes Motiv. Mehr über Bildgestaltung erfährst du in Bildaufbau für Anfänger: Die wichtigsten Bildgestaltungsmittel für bessere Fotos.
Die Drittelregel hilft. Aber erst das bewusste Spiel mit ihren Grenzen macht Bilder zu echten Hinguckern.

Mythos 6: Nachbearbeitung = Betrug
Ein Foto muss „out of camera“ perfekt sein? Schon in der analogen Fotografie wurde nachbearbeitet. Bearbeitung war immer Teil der Kunst.
Digitale Kameras bearbeiten jedes Bild, wenn du im JPEG-Format fotografierst. Dann entscheidet der Hersteller über Schärfe, Sättigung und Rauschreduzierung. Das „Out of Camera“-Bild ist also eine Form der Bearbeitung, nur nicht von dir gesteuert.
RAW-Dateien sind dagegen digitale Negative. Erst in der Bildbearbeitung entsteht ein fertiges Foto. Du kannst dezent bearbeiten, um deine Fotos realistisch zu halten. Oder du nutzt die Bearbeitung kreativ, je nachdem, was du ausdrücken willst.
Bearbeitung ist erlaubt und oft notwendig. Sie macht dein Bild erst einzigartig. Das heißt: Farben verstärken, Kontraste anpassen oder den Bildausschnitt ändern ist super. Was nicht dazugehört: Gesichter austauschen, Personen hinzufügen oder Körper verändern. Denn dann wird aus Fotografie eine Manipulation.
Ich bearbeite alle meine Fotos. Das gehört für mich ganz einfach zum Fotografieren dazu. Ich empfehle dir, in RAW zu fotografieren. Da hast du viel mehr Möglichkeiten in der Bearbeitung. Weitere Vorteile vom RAW-Format erkläre ich dir in RAW oder JPEG: Was ist besser?
Bearbeitung ist kein Betrug, sondern Teil deines kreativen Prozesses. So wird das Foto wirklich deins.


Mythos 7: Ohne perfektes Licht geht nichts
Immer wieder lese ich: „Perfektes Licht ist alles.“ Aber was ist perfekt? Hartes Sonnenlicht, goldenes Abendlicht, Nebel am Morgen, jedes Licht erzählt anders, inspiriert unterschiedlich und verlangt Kreativität.
Lerne, Licht bewusst wahrzunehmen und kreativ zu nutzen. Das macht deine Fotos erst besonders!
Hartes Licht der Mittagssonne passt nicht zu Porträts, aber du kannst den Kontrast von Licht und Schatten perfekt für Architektur oder abstrakte Fotos nutzen. Es kommt immer darauf an, was du fotografieren möchtest.
Es gibt kein perfektes Licht, nur das richtige Licht für deine Geschichte. Die Kunst ist, das vorhandene Licht zu verstehen und kreativ zu nutzen.
Jeder Mythos enthält ein Körnchen Wahrheit. Aber die Welt der Fotografie lebt mehr von Kreativität und Entdeckerfreude als von Technik und Regeln. Die Kamera ist dein Werkzeug, das Licht dein Spielzeug und du bist diejenige, die daraus Bilder voller Magie macht.
Also leg los: Probiere aus, brich Regeln, entdecke deine eigene Bildsprache. Denn am Ende zählt nicht die Technik, sondern das, was du daraus machst.
Welcher Mythos ist dir schon begegnet?
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Melde dich an, schärfe dein Auge und entwickle deinen eigenen Fotostil. Werde kreativ und hab Spaß – deine Kamera wartet schon!